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KI ist kein Ersatz – sie ist unser Werkzeugkasten

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Christian Jakubetz erklärt, wie KI Medienproduktion schneller und kreativer macht und warum echte Kreativität dabei wichtiger denn je bleibt.

Wer bist du und wie kamst du zum Thema KI in der Medienproduktion? Was begeistert dich besonders an der Arbeit mit diesen Technologien?

Ich bin Christian Jakubetz, es gibt Menschen, die mir aufgrund meines Alters Bezeichnungen wie „sehr erfahren“ (um es charmant zu sagen) zubilligen. Tatsächlich bin ich gelernter Journalist, seit einigen Jahren aber geschäftsführender Gesellschafter von HYBRID Eins und außerdem Herausgeber des Projekts „Universalcode“.

KI ist für mich die interessante Technologie, seit es das Netz gibt. Gar nicht mal so sehr, weil ich damit Dinge generieren will. Die eigentliche Stärke von KI ist, dass sie viele Dinge schneller, einfacher und effizienter macht. Vor allem Routinedinge, die ja die meisten von uns eher ungern erledigen. Texte und Fotos von ChatGPT machen zu lassen, finde ich eher reizlos. Kann man, muss man aber nicht. Aber wenn die Routinen wegfallen, bekommt man mehr Zeit und Raum für Kreativität.

 

Wie gestaltest du den Unterricht zum Thema „Workflows in der Medienproduktion mit KI“ an der Akademie? Welche Schwerpunkte setzt du dabei?

Ich bin ein großer Anhänger der Praxis und finde kaum etwas ermüdender als irgendwelche Powerpoint-Folien, obwohl man die ja inzwischen auch mit KI machen kann. Und außerdem sind wir ja alle noch in der Phase des Lernens und Experimentierens. Ich werde immer misstrauisch, wenn jemand behauptet, er wisse schon alles. Mit dieser Herangehensweise haben wir bei unserer letzten Woche an der Akademie genau das gemacht: herausfinden, wie man all diese neuen Tools in einen stilvollen Workflow bringt und wie man idealerweise Mediengrenzen überschreiten und Formate skalieren kann. Am Ende war es dann so, dass aus einem Audio auch mal schnell ein Video wurde und umgekehrt. Das war der eigentliche Wert der Woche, dass die Studierenden gesehen haben, wie man Grenzen verschieben kann.

 

Welche KI-Tools setzt du in deinem Unterricht ein und warum hast du gerade diese ausgewählt?

 Ich bin ein großer Fan von Riverside, vor allem, wenn es um audiovisuelle Medien geht. Das war sozusagen unser Content-Hub, unser CMS in dieser Woche. Daneben haben wir noch ein paar andere Sachen angedockt, Eleven Labs, Auphonic und Castmagic beispielsweise. Und wie du siehst: ChatGPT hat in dieser Woche bei uns so gut wie keine Rolle gespielt.

 

Welche Vorteile bieten diese KI-Tools den Studierenden und wie erleichtern sie die Arbeit in der Medienproduktion?

Mit ihnen verschieben wir Grenzen, werfen jede Menge Produktionsballast ab, werden schneller und effizienter. Ganz simples Beispiel: Wenn du bei einer Podcast-Produktion „Ähms“ und anderen Strökram nicht mehr mit der Hand schneiden musst, sondern das die KI machen lässt – das ist jetzt nicht der Inbegriff von Kreativität, aber rechne mal, wie viel Zeit du dadurch für die wirklich spannenden Dinge gewinnst. Oder mit einer KI aus einem 45-Minuten-Video-Talk zehn Shorties für Insa oder TikTok machen zu lassen; das war vorher eine Heidenarbeit und geht jetzt innerhalb weniger Minuten.

 

Was ist deiner Meinung nach der essenzielle Bestandteil dieses gesamten Projekts? Was macht den Einsatz von KI so besonders und wichtig für die Ausbildung der Studierenden?

Die Quintessenz ist eigentlich ganz einfach: KI ist das wichtigste Produktionstool, das entscheidende Handwerkszeug für alle Medienschaffenden. Du kannst entweder damit umgehen und zukunftsfähig werden. Oder du lässt es bleiben. Dann hast du aber auf Dauer ein Problem.

 

Welches Endprodukt erreichen die Studierenden durch diesen Unterricht? Wie sieht der gesamte Ablauf des Kurses aus, von den ersten Schritten bis zum fertigen Projekt?

Wenn du so willst: das Endprodukt ist ein kanaloffenes Format. Damit meine ich, dass du so aufnimmst und produzierst, dass du nicht zwingend auf einen Kanal festgelegt bist. In unserem Fall war es eine 45-Minuten-Produktion, die sowohl als Video als auch als Audio als auch für Social Media ausgespielt wurde. Text hätten wir auch noch machen können, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten. Das heißt, wir sind vom Thema her an die Geschichte herangegangen, nicht unbedingt aber von der äußeren Form her. Klar war aber auch, dass das für die Studierenden bedeutet, dass sie sich mit allen möglichen Kanälen und Formaten beschäftigen und auch halbwegs auskennen müssen. Konkret: Auch TV-Journalisten müssen künftig wissen, wie Podcasts funktionieren. Oder Insta oder TikTok.

 

Wie stellst du sicher, dass die Studierenden bei der Anwendung von KI immer auf dem neuesten Stand sind und mit den neuesten Entwicklungen in der Branche Schritt halten können?

Indem ich selbst manchmal ungesund viel Zeit mit diesen Tools verbringe. Die Entwicklungen laufen so rasant, da geht es gar nicht anders, als immer wieder zu schauen, was es Neues gibt und das dann auch auszuprobieren. Die Quote der Tools, die dann bei mir durchs Raster fallen, ist übrigens hoch. Ich schätze, von 90 Prozent der Tools verabschiede ich mich wieder, schon alleine aus Gründen der Übersichtlichkeit. Nicht alles, was auf den Markt kommt, muss man kennen.

 

Was würdest du sagen, macht die Ausbildung an deiner Akademie im Bereich KI und Medienproduktion besonders? Warum sollten Studierende gerade hier lernen?

Weil hier der Platz ist, an dem wir hoffentlich eine gute Mischung aus Technikbegeisterung und einer dennoch vorhandenen Skepsis gefunden haben. Weil wir hier nie Dinge um ihrer selbst machen, sondern sie immer unter Praxisvorbehalt stellen. Und weil wir hier wissen, dass KI weder die menschliche Kreativität ersetzt noch per se und automatisch guten Journalismus macht. Da muss man sich Gottseidank schon noch selbst ein bisschen anstrengen.

 

Zum Schluss eine provokante Frage: Muss der Mediennachwuchs Angst haben, dass ihnen die KI-Tools ihre Jobs wegnehmen?

Provokante Antwort: Hast du Angst davor, dass eine Maschine kreativer, origineller und witziger ist als du?