In unseren Dozentenportraits “10 Fragen an…” wollen wir die Dozierenden der BAF besser kennenlernen. Wer steckt dahinter, wie sind sie dahin gekommen, wo sie heute sind – und was würden sie auf keinen Fall so wiedermachen?
Florian Granderath ist erfahrener Kameramann, vertreibt mittlerweile sogenanntes Camera Support Equipment (also das, was unter der Kamera steht und sie bewegt) und ist ein Dozenten-Urgestein der BAF.
Hi Flo!
Sag doch mal kurz: Wer bist du und wofür stehst du?
Ich bin der Florian Granderath, bin 65 Jahre alt und stehe für Demokratie und humanistische Grundwerte.
Klingt sehr gut!
Dann würde ich sagen: Legen wir los mit 10 Fragen an dich!
- Warum bist du in die Medien gegangen? Was reizt dich an der Branche?
Für mich kam schon als kleiner Junge nichts anderes in Frage. Ich war immer schon vom Film begeistert – eben von bewegten Bildern im Gegensatz zum Foto. Mit 12 Jahren habe ich mir meine erste, hart ersparte Super 8 gekauft, eine Sankyo. Das war 1971, das Super 8 Format war erst seit 6 Jahren auf dem Markt. Später hatte ich eine Nizo von Braun mit sehr viel mehr Möglichkeiten. Damals war man – mit einer Kamera “bewaffnet” – schon etwas besonderes. Ich erinnere mich, dass ich beim Straßenkarneval in Salvador, Bahia auf einem Umzugswagen (trio eléctrico) mitfahren durfte, da ich mich ganz frech als “televisão alemão” (deutsches Fernsehen) ausgegeben hatte. Einem Filmer wurden zu dieser Zeit noch Tor und Tür geöffnet. Gereizt haben mich eigentlich immer Geschichten, ob dokumentarisch oder der Phantasie entsprungen. Diese festzuhalten, nicht vorbeiziehen und vergessen zu lassen, hat mich immer angetrieben. - Welche Tipps hast du um sein wahren Potenzial zu entfalten? Was hat dir geholfen?
Mir hat es geholfen, immer offen zu bleiben. Nicht zu sagen “Mach ich nicht”, sondern alles einfach nach bestem Können zu probieren. Natürlich ist Dein Leben dann oft voller Brüche, aber das kann sehr spannend sein und Du merkst sehr schnell, wo dein wahres Potential liegt. Ich war z.B. in den frühen 80ern Kamera-Assistent beim Kameramann Gerhard Fromm, der mich bat, bei seiner nächsten Produktion, die er geleitet hat, auch sein Produktionsassistent zu sein. Ich merkte schnell, dass mir das Organisieren und Improvisieren viel mehr lag und Freude bereitete als die Arbeit an der Kamera. Das führte ein Jahr später und einige Produktionen weiter dazu, dass ich bei der damaligen TV Serie Kir Royal 1. Aufnahmeleiter wurde. Mitte der 80er Jahre dann wieder so ein Bruch, weg von der Arbeit am Set, hin zur Kameratechnik. Für die Firma Panther ging ich 3 Jahre nach Hollywood und baute eine Niederlassung für den Panther Dolly auf. Sehr schnell kam ich nun in Kontakt mit meinen einstigen Idolen – Kameraleuten wie Jost Vacano, Michael Ballhaus, Jan de Bont etc. Da wäre ich nie hingekommen, wäre ich Kameraassi geblieben. Auf der anderen Seite half mir aber in dieser Umgebung wiederum, dass ich den Stallgeruch des Filmers und Menschen vom Drehset hatte. - Was macht dir Angst? Was bedeutet Angst für dich und wie gehst du damit um?
Angst hat mir oft gemacht, wenn ein ganzes Team auf mich gewartet hat, ob beim Film einlegen, beim Verschieben eines Mittagessens für eine hungrige Crew oder wenn ein Panther Dolly nicht funktionierte und hoch bezahlte Schauspieler auf meine “Expertise” warteten. Das beste Mittel dagegen war immer, nach kurzem Nachdenken zu entscheiden und dann auch diese Entscheidung durchzuziehen – nicht verzweifeln, nicht hin- und herspringen, nie aufgeben. Wenn du alles immer nach deinem besten Wissen und Gewissen machst, kannst Du nichts verkehrt machen – schlußendlich sind wir alle nur Menschen und machen somit auch Fehler….aber Hauptsache machen. - Was glaubst du, was die Medienwelt aktuell braucht? Was denkst du, wie sie sich entwickelt?
wieder mehr Enthusiasmus für unsere Arbeit in Film und Fernsehen. Das ist eben nicht ein Beruf wie jeder andere – eher eine Berufung, vielleicht vergleichbar mit der eines Pfarrers oder Arztes. Wir entwickeln uns immer mehr dazu, das alles unter pekuniären Gegebenheiten gesehen wird – das sollte gerade in unserer Branche nicht so sein. - Was sollten unsere Studis also unbedingt mitbringen für ihren Einstieg in die Medien?
Offenheit, Kontaktfreudigkeit, Wissbegierde, auch mal über den Tellerrand hinausschauen, wer weiß, wozu das einmal wichtig ist, und….never surrender! - Was bedeutet Erfolg für dich?
Wenn du dir selbst sagen kannst: “Das habe ich gut gemacht, das ist jetzt gut gelaufen.” Dann werden deine Arbeit oder die von dir erdachten Produkte auch angenommen und wertgeschätzt. - Hand auf Herz: Was nervt dich manchmal an den Medien bzw. an deinem Job? Wie gehst du damit um?
Auch hier wieder, dass aus Geldgründen Aufnahmen / Arbeiten nicht so gut werden, wie sie sein könnten. Es ist aus der Sicht des Kameramanns einfach schade, wenn Bilder deshalb nicht so gut werden, wie sie sein könnten. Umso mehr freut es mich dann, wenn es einmal anders ist – und diese Lichtblicke gibt es. - Sag uns doch mal 5 Dinge, die du so nicht wieder machen würdest.
Fällt mir nur eines ein: ich habe einmal ein Angebot als Kameraassistent von Peter Rohe für einen 2nd unit Dreh bei einen James Bond Film abgesagt. - Und welche 5 würdest du genau so wieder machen?
Ich würde wieder zum Film gehen, wieder alles Ausprobieren, wieder eine Zeit lang ins Ausland gehen und immer wieder gerne unterrichten, meine erlebten Geschichten weiter erzählen und so eine Brücke zu einer anderen Zeit bauen. Somit junge Leute, die in diese Filmwelt kommen, zu ermutigen und Begeisterung zu wecken. - Was möchtest du werden, wenn du groß bist?
Produzent…. mit Filmen Dinge bewegen, die wichtig sind und dabei finanziell zumindest so erfolgreich sein, dass man das weiterhin machen kann.Danke, Flo! Bis bald in der BAF 🙂